Ende der Wartezeit und Beginn des Fahrspasses

La Lolo kommt

HEUTE,

23.10.2000

 

Kurz vor den Toren von Hamburg

ist sie gesehen worden,

die rassige italienische Schönheit in schönstem rosso.

Aus Italien stürmte die Piaggio Ape TM 703 heran, die für Preise um 7500 Euro jedem Kleinlaster seinen Platz auf der Anschaffungspreisskala streitig macht. Dabei setzen die Italiener für den 3,390 Meter kurzen Zweitürer nicht nur auf ein leidenschaftliches Design mit stimmigen Proportionen, kurzen Überhängen, einem freundlichen Gesicht und Hüften so knackig wie die von Gina Lollobrigida in ihren besten Jahren. Sondern sie setzen vor allem auch weiterhin auf erprobte Technik und sogar einen Farbhauch von Ferrari. Schön auch die knackige Rückan-sicht a´la Gina Lollobrigida - allerdings ist die hohe Lade - kante nicht immer praktisch.

Außen ui, aber innen fehlt die Liebe zum Detail

 

Getrübt wird dieser Spaß allerdings beim Blick in den Innenraum. Denn wie so oft in der Geschichte von Piaggio, Fiat, Alfa und Lancia hält das Interieur nicht so ganz, was das leidenschaftliche Design der Karosserie verspricht. Zwar finden selbst große Fahrer auf Anhieb eine bequeme Position. Die praktisch ausgeformte Sitzbank bietet ordentlich Seitenhalt bei Fahrt mit zwei Personen.

Die straffe Polsterung fördert die Einheit von Mensch und Maschine. Auch liegen alle Schalter gut zur Hand. Doch die Materialqualität bleibt hinter den Erwartungen zurück: Das von den Italienern sonst so hochstilisierte Armaturenbrett fühlt sich nicht nur so billig an wie früher die Münzen in der DDR oder das Cockpit eines Trabant sondern es ist auch so. Immerhin hat man auf ein teures Navigationssystem verzichtet, das wäre etwa so hilfreich wie ein blinder Beifahrer, dem es die Sprache verschlagen hat weil man ihn nicht hört.

Nichts zu Meckern gibt es dagegen am Platzangebot: Natürlich darf man bei weniger als dreieinhalb Metern Länge und 2,17 Metern Radstand keine Wunder erwarten. Doch vorn sitzt man ausgesprochen kommod, hinten kann fast 1t Ladung noch mitgenommen werden. Genauer gesagt 805 kg ohne den Fahrer mit zu rechnen. Allerdings ist die Ladekante reichlich hoch und bisweilen würde man sich einen Tritt wünschen. Das Sicherheitspaket sucht man allerdings vergeblich; keine Airbags, keine Kopfstützen und kein anderer Schnickschnack. Der Fahrspaß wird auch nicht durch lästige Fiepttöne des Bordcomputers oder der Elektronik nervtötend gestört.

Fazit: Ein echter Retrolaster im Lock der 80ér

 

Wie jede Ape so ist auch die TM703 ein echter Hingucker, die den italienischen Flair und den Traum von Sonne, Wärme und Urlaub ein bisschen näher bringt. 7500 Euro sind ein attraktiver Grundpreis, die Ausstattung ist nicht üppig, das Spaßpotenzial gewaltig, und an die Mängel im Innenraum hat man sich schnell gewöhnt. Denn im Gegenzug bietet der Italiener die willkommene Chance, sich im Dschungel der Stadt abzuheben und aller Welt zu zeigen, dass der Willen der Ape noch lange nicht gebrochen ist.